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Ein Bauhof für Reichenbach, Teuschnitz und Tschirn


von Marco Meißner

 

Wie kann es klappen, dass zwei Bauhöfe zu einem werden, dass Synergien genutzt, Kosten gespart, keine Mitarbeiter entlassen und die Arbeiten in drei Kommunen trotzdem effizienter ausgeführt werden? Ein Widerspruch in sich? Nein, meinen drei Bürgermeister aus dem nördlichen Landkreis Kronach. In der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Teuschnitz wurde in rund einem Jahr ein Konzept ersonnen, dass diesen Ansprüchen gerecht werden soll. Nun geht es bald an die Umsetzung.

 

„Der Grundsatzbeschluss steht, es wird den VG-Bauhof geben“, unterstreicht der Teuschnitzer Bürgermeister Frank Jakob (FW). Sowohl in seiner Stadt als auch in den anderen beiden VG-Gemeinden Reichenbach und Tschirn wurden die entsprechenden Weichen in den vergangenen Monaten gestellt und zuletzt eine Zweckvereinbarung ausgearbeitet. Sobald formal alles abgesegnet ist, soll ein gemeinsamer Bauhof entstehen, der aber alle mit ins Boot nimmt. Die Zielsetzung dafür ist ein Startschuss am 1. Januar 2023.

 

Was das bedeutet? Die beiden Bauhof-Standorte in Teuschnitz und Tschirn bleiben erhalten, ebenso bleiben die jeweiligen Bauhofmitarbeiter (insgesamt zehn) angestellt. Auch an den Sonderfall Reichenbach – dort gibt es keinen eigenen Bauhof – wurde gedacht. Die Arbeiten in dieser Gemeinde wurden bisher vorwiegend von 450-Euro-Kräften erledigt. An diesen bewährten Mitarbeitern wird ebenfalls festgehalten, wie Bürgermeisterin Karin Ritter (SPD) betont. „Da ist sich der Gemeinderat einig.“ Und Jakob ergänzt: „Wir haben so viele Aufgaben – die Arbeit geht uns zurzeit in allen drei Gemeinden nicht aus.“ Dennoch könne durch die Zusammenlegung der Bauhöfe eine beträchtliche Ersparnis erreicht werden. Über 100.000 Euro jährlich sind denkbar, rechnet der Geschäftsleitende Beamte der Stadt Teuschnitz, Sven Schuster, hoch. Dass weniger Geld ausgegeben – und damit der Steuerzahler weniger belastet werden muss –, hat seiner Aussage nach mehrere Gründe. Vor allem werden beim Personal und Material Doppelausgaben vermieden. Als Beispiel nennt er die bereits laufende Zusammenarbeit bei den Kläranlagen. Dort muss Fachpersonal nicht mehr von jeder Gemeinde separat geschult und vorgehalten werden, sondern es gilt das Musketier-Motto: Einer für alle. Das lässt sich auch auf die Bauhöfe übertragen, wo Schulungen und Spezialisierungen leichter umsetzbar sind, ohne den Alltagsbetrieb über Gebühr zu stören.

 

Das Gleiche gilt für die Gerätschaften. „Statt hier fünf Rasenmäher zu kaufen und in der Nachbargemeinde auch noch zwei, tun es künftig fünf für alle“, nennt Schuster ein kleines Beispiel. Nicht anders sieht es dann natürlich bei den teureren Geräten und Fahrzeugen aus. Ganz zu schweigen von den Wartungskosten, die nicht mehr vielfach in den drei Gemeinden auflaufen. Und letzten Endes hoffen die Bürgermeister, auch bei der Fremdvergabe von Arbeiten die Bremse treten und mehr aus eigener Kraft umsetzen zu können.

Aber nicht nur der Kostenfaktor spielt in der Verwaltungsgemeinschaft eine Rolle bei der Entscheidung für eine gemeinsame Bauhoftätigkeit. „Man hat dadurch ganz andere Möglichkeiten, Urlaubs- oder Krankheitsausfälle zu kompensieren“, meint Peter Klinger, Bürgermeister von Tschirn.

 

Und mehr Freiräume bei der Personalplanung kommen gerade recht. „Die Gemeinden sind ja bekanntlich das letzte Glied in der Kette“, stellt Jakob fest. „Aufgaben und Anforderungen an die Kommunen steigen. Und je mehr wir schaffen, umso mehr Unterhalt kommt auf uns zu.“ Rechtliche Vorgaben, Kontrollpflichten oder Arbeitsschutz seien neben den eigentlichen Tätigkeiten auch im Bauhof unvermeidbare Zeitfresser. „Was das alleine an Personal bindet…!“ Klinger weist zugleich auf mögliche Qualitätssteigerungen bei der Arbeit hin. Jeder  Mitarbeiter könne sich in einer großen Einheit zu einer Art Spezialist für gewisse Tätigkeiten entwickeln. „In einem kleinen Bauhof muss dagegen jeder alles machen.“ Ob das die Mitarbeiter genauso sehen? „Ich habe bisher nur Positives gehört. Sie sehen die Vorteile“, stellt Schuster fest. Bei einem Abstecher in den Teuschnitzer Bauhof zeigt sich, dass diese Einschätzung zu stimmen scheint. Auch von den Mitarbeitern dort ist zu hören, dass ein Handlungsbedarf zu erkennen war.

 

 

Was nun auf den Weg gebracht wird, ist allerdings nicht in Stein gemeißelt, wie Jakob betont. Es werde immer wieder geprüft, ob das Konzept praktikabel ist. Gegebenenfalls werde nachgebessert. Dann scherzt er mit einem Augenzwinkern zu seinen beiden Kollegen, dass es sogar eine Reißleine gebe, um die Zusammenarbeit wieder aufzuheben, wenn sich die drei gar nicht mehr leiden könnten. Doch schnell wird er wieder ernst und fügt an: „Wenn es zwischen uns nicht funktionieren würde, käme das ganze Vorhaben gar nicht erst zu Stande. Würde auch nur einer ausscheren, wäre es tot.“ Doch davon scheint man in der VG weit entfernt zu sein.