· 

Reichenbach hübscht sich auf


Gemeinderat Peter Dressel, IVS-Geschäftsführer Markus Albrecht, Gemeinderätin Katja Duman, Planer Michael Schneider und Bürgermeisterin Karin Ritter diskutierten über die Gestaltung der Zufahrt zum Kindergarten.
Gemeinderat Peter Dressel, IVS-Geschäftsführer Markus Albrecht, Gemeinderätin Katja Duman, Planer Michael Schneider und Bürgermeisterin Karin Ritter diskutierten über die Gestaltung der Zufahrt zum Kindergarten.

von Heike Schülein

 

Der Gemeinderat Reichenbach stellte in seiner Sitzung vom Montagabend die Weichen für die städtebauliche Aufwertung der Ortsdurchfahrt mit Gestaltung der Randbereiche. Die Planer Markus Albrecht und Michael Schneider informierten über den aktuellen Sachstand.

 

Wie bereits berichtet, soll die KC 24 in Reichenbach im kommenden Jahr unter Trägerschaft des Landkreises voll ausgebaut werden. Im Zuge des Ausbaus erfährt die Ortsdurchfahrt nebst Randbereiche eine städtebauliche Aufwertung. Wie groß die Vorfreude darauf ist, verdeutlichte die Gemeinderats-Sitzung am Montagabend, an der auch zahlreiche Anwohner insbesondere der Brunnenstraße teilnahmen. Engagiert brachten sich diese in die Planungen für den ersten Gestaltungsbereich - die Brunnensituation - ein. 

 

„Für die Regierung ist weniger mehr“, erklärte Markus Albrecht vom Ingenieurbüro IVS, dass die Sachbearbeiterin der Regierung die eingereichten Pläne der Platz- und Freiflächengestaltung als „sehr gestaltend“ empfinde, und darum bat, diese noch einmal zu hinterfragen. Kernaussage sei, mehr den dörflichen Charakter des Orts zur Geltung zu bringen. „Es handelt sich dabei keineswegs um eine Dogmatisierung der Anwohnerwünsche, sondern um einen Denkanstoß“, betonte der Planer. Angeregt wurde insbesondere mehr Grün, mehr wassergebundene Flächen sowie die Reduzierung der versiegelten Flächen auf ein Minimum. Alle Baumstandorte sollen erhalten bleiben – mit Ausnahme der Bäume im Gemeindepark, die direkt mit ihrem Wurzelwerk an der Straßenkante stehen. Diese müssten gefällt werden, wofür es aber Neuanpflanzungen geben werde.

 

„Wir brauchen unseren Brunnen“, verdeutlichten die Anwohner dessen Funktion als Nutzbrunnen zur Wasserentnahme. Deshalb soll der bestehende Brunnen, entgegen der bisherigen Planung, so wie er ist am jetzigen Standort erhalten bleiben. Er kann damit auch nicht in die Förderung mit aufgenommen werden. Beim Ausbau im Jahr 2023, wenn eh die gesamte Brunnenstraße aufgegraben werde, könne man, so Bürgermeisterin Karin Ritter (SPD), gleich eine neue - den Brunnen speisende - Rohrleitung mit einbringen. Dies sei dann aber Angelegenheit der Gemeinde und nicht förderfähig.

 

Bestandteil der Förderung wird eine Art stilisierter Bachlauf mit einer Wassertiefe von 10 cm, einem separaten Kreislauf und einer Nachspeisung. Um den Wasserlauf zu stilisieren, sollen mehrere verschieden hohe Becken von hoch nach tief ineinanderfließen. „Es handelt sich dabei um keinen Brunnen zum Rausschöpfen“, verdeutlichte der IVS-Geschäftsführer. Entstehen soll vielmehr gewissermaßen ein Ruhepol mit einem schönen offenen Aufenthaltsbereich, inklusive Sitzgruppen und Bäume. Als Material für den Bachlauf empfahl er Sandstein für die Beckenform und eventuell Deckenplatten aus Schiefer, was aber noch festgelegt wird. Um den Anregungen der Regierung Rechnung zu tragen, werden mehr grüne Zonen entwickelt und - in diesem Zusammenhang - auch die bislang mit 5,5 m vorgesehene Asphaltfläche deutlich um 75 cm auf nunmehr 4,75 m reduziert.

 

Der zweite Gestaltungsbereich betrifft die Zufahrt zum Kindergarten. Nach kurzer Diskussion kam man überein, die sechs Parkplätze für die sechs Betreuerinnen nicht oben beim Kindergarten anzulegen, sondern fächerförmig im unteren Bereich. Auf dem großen oberen Platz wird stattdessen ein „Anlieferungs“-Kreisel, inklusive Wendehammer, geschaffen, sodass die Eltern ihre Kinder zum Kindergarten fahren können. „Ein Kreisel ist das Sicherste“, betonte der Planer. Die Insel dazwischen wird grün gestaltet. Auf den geplanten Themenweg wird verzichtet, da dieser sehr pflegeaufwändig ist. Diese Themenfelder werden stattdessen mit im Gemeindepark untergebracht. Die Neuplanung bewirkt zugleich auch eine Kostenersparnis für diesen Bereich.

 

Auch für den dritten Gestaltungsbereich - den Gemeindepark - wünscht sich die Regierung mehr Grün. „Man soll das Grün an der Straße zwischen den Gebäudlichkeiten und dem Verkehr sehen“, erläuterte der Diplom-Ingenieur, weg von einem „Highway-Charakter“ gehen zu wollen. Die sechs Parkplätze werden Pärchen-Weise errichtet, jeweils mit einem Baum dazwischen. Der Gemeindepark soll als Ort der Begegnung mit Themenfeldern über die Dorfgeschichte informieren. Peter Dressel (BLR) kritisierte, dass diese Gestaltung dem Vereinsleben nicht förderlich sei, da hier Platz wegfalle. Wie beide Planer versicherten, reiche der Platz durchaus beispielsweise für die Stände der Dorfweihnacht aus. Zudem würden nunmehr im Ort ja auch neue Plätze für Festivitäten etc. geschaffen.

 

Hinsichtlich der Abriss-Thematik informierte Ritter, dass für die Anwesen Kremnitzstraße 1 und Hauptstraße 10 alles in trockenen Tüchern für einen Abriss sei. Das Anwesen Hauptstraße 3 erachtete sie ebenfalls als kritisch, nachdem man dort von der Treppe direkt auf die Hauptstraße gelange. Hier wird sie selbst mit der Regierung Rücksprache halten.

 

Die Neugestaltung ergeht als Protokoll an die Gemeinderäte, die dann noch weitere Anregungen einbringen können. Im Anschluss erfolgt die Abstimmung mit der Regierung. Der Förderantrag muss bis Ende 2022 eingereicht sein. Auf Anregung von Siegfried Stubrach (BLR) wird das Gremium in der nächsten Woche eine Besichtigung - gemeinsam mit Markus Albrecht - verschiedener erfolgter städtebaulicher Aufwertungen unternehmen.

 

Die Pläne für den Vollausbau befinden sich, so der Planer, bei der Regierung. Die Gestaltung der Randbereiche wird zeitgleich mit dem Bau der Straße erfolgen. Im Folgejahr, sprich 2024, sollen dann die drei Gestaltungsbereiche realisiert werden. Man will Synergieeffekte mit der Tiefbau-Firma nutzen, sodass die Brunnenstraße bzw. der Bereich hoch zum Kindergarten dann gleich mit asphaltiert werden kann. Für die Gestaltung der Randbereiche möchte das Ingenieurbüro noch einen Landschaftsbauer mit ins Boot holen.

 

Informationen: Wie die Bürgermeisterin informierte, sind die Tempo 30-Schilder für den Bereich Reichenbach West - den kompletten Siedlungsbereich - bestellt. Für eine zusätzlich angeregte Beschränkung auf Tempo 30 der Hauptstraße fand am 11. Oktober ein Ortstermin mit dem Landratsamt statt. Mittlerweile liegt der schriftliche Bescheid vor, dass der Anfrage nicht entsprochen wird. Die Begrenzung auf Tempo 30 finde nur im Falle einer das normale Maß übersteigenden Gefährdungssituation Anwendung. Dies sei in Reichenbach nicht erkennbar. Die Verkehrsteilnehmer seien vielmehr verpflichtet, ihre Geschwindigkeit den gegebenen Straßen- und Witterungsverhältnissen anzupassen. „Das ist eine Lachnummer“, erboste sich Siegfried Stubrach (BLR), der auf andere Ortschaften mit Tempo 30 verwies. Er forderte, gegen den Bescheid Widerspruch einzulegen. Dem wird die Gemeinde nicht nachkommen. „Die Gesetze sind so wie sie sind. Das haben wir zu akzeptieren“, entgegnete Ritter.

 

Der diesjährige Volkstrauertag soll voraussichtlich am Vorabend, Samstag, den 12. November, begangen werden.