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Rettung für den Teuschnitzer Friedhofsengel


Frauenliste-Stadträtin Hedwig Schnappauf, Bürgermeister Frank Jakob sowie Elke Hader und Beate Schmidt von der Frauenliste bitten um weitere Spenden für die Rettung des Teuschnitzer Friedhofsengels.
Frauenliste-Stadträtin Hedwig Schnappauf, Bürgermeister Frank Jakob sowie Elke Hader und Beate Schmidt von der Frauenliste bitten um weitere Spenden für die Rettung des Teuschnitzer Friedhofsengels.

von Heike Schülein

 

Der Friedhofsengel ist dringend sanierungsbedürftig. Durch Aktionen der örtlichen Frauenliste kam bereits ein finanzieller Grundstock zusammen. Dennoch fehlt noch eine stattliche Summe auf die geschätzten Restaurationskosten von rund 10.000 Euro.  

 

Jeder Teuschnitzer und jede Teuschnitzerin kennt den Friedhofsengel. Die gütig auf ihre Betrachter herniederblickende Figur stand - soweit man zurückdenken kann - auf einem Granitsockel im Teuschnitzer Friedhof. Über dem Sammelgrab für sterbliche Überreste aus den Gräbern, die im Zuge des Kirchenneubaus umgebettet wurden, lud sie dort zum Innehalten und Gebet ein. Seit einiger Zeit ist der sich in einem sehr schlechten Zustand befindliche Engel - zum Schutz vor der Witterung - jedoch auf dem Bauhof in Teuschnitz eingelagert, wo er seiner hoffentlich bald erfolgenden Restaurierung entgegensieht.

 

„Uns liegt ein Sanierungsangebot eines Restaurators in Höhe von 10.000 Euro vor“, erklärte Bürgermeister Frank Jakob bei einem Vor-Ort-Termin am Bauhof gemeinsam mit Hedwig Schnappauf, Beate Schmidt und Elke Hader, die sich seitens der Frauenliste der Stadt Teuschnitz sehr für die Rettung der Statue einsetzen. Leider könne die Stadt - so der Bürgermeister - die Sanierungskosten nicht alleine tragen, da es sich dabei um eine „freiwillige Leistung“ handelt, die Konsolidierungsgemeinden wie Teuschnitz untersagt sind. „Wir würden dadurch unsere Stabilisierungshilfe gefährden, auf die wir für die Realisierung unserer Großbaumaßnahmen angewiesen sind“, verdeutlichte er.

 

Hergestellt wurde die Figur um 1900. Nach Inaugenscheinnahme durch Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold handelt es sich um eine Kupfer-Galvanoplastik mit Gipskern, welche seriell von der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) in Geislingen an der Steige hergestellt wurde. In der rechten Hand hält der Engel ein Kreuz mit Palmwedel und Rose; der Zeigefinger der linken Hand zeigt zum Himmel. Solche Plastiken kamen oft bei großstädtischen Familiengräbern vor. Im ländlichen Raum waren diese im Stile eines Grabengels gestalteten Statuen jedoch eher selten.

 

„Die Vollständigkeit der Figur ist ein sehr glücklicher Umstand. Man findet ähnliche Galvanoplastiken deutschlandweit nur noch auf Friedhöfen großer Städte wie München, Berlin oder Dresden“, erläuterten die drei Damen der Frauenliste. Da die Engel jedoch einst in größerer Anzahl produziert wurden; gewissermaßen ein Industrieprodukt seien, stehen sie nicht unter Denkmalschutz. Dennoch erachteten sowohl der Bezirksheimatpfleger, als auch viele Teuschnitzer Bürger die Erhaltung dieser sehr hochwertig und ansprechend gestalteten Plastik als überaus wünschens- und empfehlenswert. Da die Stadt die Sanierungskosten nicht alleine tragen kann, beschloss der Stadtrat, für die Restaurierung einen Spendenaufruf zu veröffentlichen. Hierfür wurde ein Flyer bzw. Exposé gefertigt.

Durch mehrere Aktionen konnte die Frauenliste bereits einen ersten finanziellen Grundstock legen. So machten die engagierten Damen zum einen beim „Tag der Städtebauförderung“ 2022, damals beim „Schwarzen Kreuz“, auf die Bedeutung der Statue aufmerksam und baten um Spenden. Zum anderen initiierten sie zwei Flohmärkte auf dem Arnika- sowie Altstadtfest. Aufgrund weiterer - auf dem Konto der Verwaltungsgemeinschaft eingegangener - projektbezogener Spenden stehen dort bislang rund 1.400 Euro zu Buche.

Zwecks Gewinnung weiterer Spendengelder will die Frauenliste eventuell im Juni eine Haussammlung durchführen. Zudem sind die Frauen erneut am diesjährigen „Tag der Städtebauförderung“ am 13. Mai vertreten, wobei dieses Mal insbesondere der Mehrgenerationen-Spielplatz und ein Rundgang durch die Innenstadt im Fokus stehen sollen. Auch ein Flohmarkt auf dem Arnikafest ist wieder geplant. Gemeinsam mit der Stadt und dem Stadtrat hofft die Frauenliste auf weitere finanzielle Unterstützung; helfe doch jeder Euro bei der Rettung des Engels.

 

Spenden: Wer zum Erhalt des Friedhofsengels beitragen möchte, kann eine Spende an die Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz - IBAN: DE03 7715 0000 0570 3302 90 - unter dem Verwendungszweck „Friedhofsengel“ überweisen. Eine Spendenbescheinigung kann auf Wunsch ausgestellt werden. Die Spende kann aber auch in ein Kuvert gegeben und in den Briefkasten am Rathaus geworfen werden. In diesem Fall bitte das Kuvert mit der Aufschrift „Friedhofsengel“ beschriften. 

 

 Der Teuschnitzer Friedhofsengel

(Ehemals niedergeschriebene Bildbeschreibung zum historischen Foto)

 

Der Friedhofsengel steht in Teuschnitz auf einen großen Sockel mit der Innschrift „Gedenkstätte der beim Kirchen-Neubau 1947 aufgefundenen Toten. Grabstätte der Familie Kestel“. Frontansicht. Rechts direkt daneben befindet sich der Grabstein von Anna Marg. Kirmeyer, geb. Kestel., Studienprofessorswitwe, geb. 23.12. 1868, verstorben 9.03.1938. Links befindet sich der Grabstein des Ehemanns von Frau Kirmeyer mit folgender Aufschrift: Hier ruht in Gott mein innigstgeliebter herzensguter unvergesslicher Gatte Herr Jakob Kirmeyer Studienprofessor a.D. * 8.7.1869 zu Göggingen, + 17.12.1933 in Teuschnitz.

 

Anna Kirmeyer war eine geborene Kestel. Sie war wahrscheinlich die letzte Überlebende der Familie Kestel. Der Familie Kestel gehörte das Haus, in dem sich heute die Bibliothek befindet. Dieses Haus wird heute auch „Altes Torhaus“ genannt, da sich dort früher das Nordtor der Stadt Teuschnitz befand. Wahrscheinlich hat die Familie Kestel (Kirmeyer), da sie keine Kinder hatte, ihr Vermögen einschließlich Haus der Kirche vermacht.

 

Wer den Engel genau gestiftet hat, ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich wurde er in Ehren an die Familie Kestel auf der Grabstätte angebracht.