
von Heike Schülein
Kurz vor Pfingsten fand eine Bürgerversammlung in Tschirn statt. Im Gasthaus „Zum Büttner“ hielt Bürgermeister Peter Klinger Rückschau auf das Erreichte und informierte über Aktuelles.
„Es tut sich was in Tschirn“, resümierte Erster Bürgermeister Peter Klinger (CSU) nicht „nur“ hinsichtlich des laufenden Ausbaus der Kreisstraße KC 7 in der Ortsdurchfahrt in der Lehestener Straße. Die Zeichen stehen gut, dass die Gemeinschaftsmaßnahme der Gemeinde mit dem Landkreis Kronach, die allen Anwohnern und Pendlern einiges abverlangt, ab Juli nunmehr in die finale Phase geht. Doch auch im Anschluss stehen zahlreiche hohe Investitionen in die Infrastruktur auf der Agenda der einwohnermäßig kleinsten selbstständigen Gemeinde im Landkreis.
Geplant ist ab Mitte Juli dieses Jahres der Vollausbau der Ortsstraße Bergweg, der sich vermutlich bis Ende September 2026 hinziehen wird. Die Investitionen hierfür belaufen sich für die Bereiche Kanal und Wasser auf jeweils gut 260.000 Euro bei einer Förderung von jeweils 70 Prozent. Der Kostenpunkt für die Straße liegt bei gut einer halben Million Euro, wobei man auf eine Förderung von 90 Prozent hofft. Hinzu kommen die Kosten für die Speed Pipes mit rund 50.000 Euro. Von 2026 bis 2028 sollen dann die Ortsstraßen Pappelstraße, Waldweg, Wendleite sowie Wiesenstraße voll ausgebaut werden, jeweils ebenfalls mit einer Förderung von voraussichtlich 70 Prozent.
Ausführlich ging der Bürgermeister auf die Thematik Teuschnitzer Straße 4 ein. Wie bereits berichtet, hatte der Gemeinderat schweren Herzens das Projekt - geplant waren vier barrierefreie Wohneinheiten mit Gemeinschaftsräumen sowie ein kleiner Caritas-Stützpunkt - aufgrund immenser Kostensteigerungen verworfen. „Die Finanzierung wäre durch die Decke geschossen“, bedauerte er angesichts einer zu erwartenden Kostensteigerung von mindestens 60 Prozent. In Zusammenhang mit dem Vorhaben stand bereits des Öfteren der Einwand im Raum, nicht die Gemeindekanzlei beziehungsweise alte Schule zur Förderung bei der „Förderoffensive Nordostbayern“ angemeldet zu haben, sondern die Teuschnitzer Straße 4. „Da es sich bei der alten Schule nicht um einen kompletten Leerstand handelt, war diese auch nicht förderfähig“, stellte der Bürgermeister klar. Dies habe auch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) nochmals bestätigt. Die Förderrichtlinien sind auf der Homepage des ALE abrufbar. Insbesondere der frühere Gemeinderat Peter Hofmann hatte zudem mehrfach kritisiert, dass der Kaufpreis des Gebäudes in der Teuschnitzer Straße - in seinen Augen - überteuert gewesen sei. Ein Auszug aus dem bei der Versammlung von der Verwaltung öffentlich vorgelegten Verkehrswertgutachten vom 13. August 2012 besagt jedoch das Gegenteil - sprich, der Kaufpreis war angemessen.
Neue Plätze laden zum Verweilen ein
Der Bauhof der Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz hat in Tschirn zwei Plätze neugestaltet. Anlass dafür war die notwendige Fällung zweier schadhafter Bäume. Als Ersatz wurden neue Bäume gepflanzt und jeweils eine Sitzgruppe installiert – so entstanden ansprechend gestaltete Ruheplätze, die zum Verweilen einladen. Die beiden neu gestalteten Bereiche befinden sich am Ortseingang von Tschirn aus Richtung Nurn/Effelter sowie bei der Linde im oberen Dorf.
Das Investitionsvolumen 2024 mit einer „Rekordsumme“ von insgesamt 1,6 Mio. Euro umfasste den Spielplatz im Gemeindepark, die Sanierung der Mauer im Waldweg, den Zuschuss zum Verkehrsübungsplatz, den Kanal- und Wasseranschluss in der Nurner Straße sowie den Abriss und die Platzgestaltung in der Teuschnitzer Straße 4.
Der Bürgermeister gab auch einen Einblick in aktuelle Zahlen und Fakten. Laut dem jüngsten Zensus beträgt die Einwohnerzahl 520 Personen. Die Altersstatistik verdeutlicht, dass über die Hälfte der Einwohner 50 Jahre und älter sind. Im vergangenen Jahr gab es nur eine Geburt in der Gemeinde bei leider zehn Sterbefällen. 13 Zuzügen standen 22 Wegzügen gegenüber. Insgesamt halten sich im Zeitraum der vergangenen zehn Jahre die Zuzüge mit den Wegzügen in etwa die Waage, bei einem leichten Plus der Zuzüge. Die deutlich gesunkene Bevölkerungsanzahl im gleichen Zeitraum resultiert aus den insgesamt 105 Sterbefällen bei lediglich 40 Geburten. Die Darlehensstände betrugen Ende vergangenen Jahres 846.693,63 Euro. Dies ergibt eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1.628,26 Euro. Aufgrund der anstehenden hohen Investitionen werden beide Werte ansteigen.
Bei den nur wenigen Wortmeldungen monierte Adalbert Greiner die Optik der Baustelle in der Lehestener Straße. Zudem prangerte er an, dass ihm die ausführende Firma den Gartenzaun ohne Vorankündigung abgebaut habe. Petra Schmitt fragte, ob man die Sitzbank an der neuen Linde ersetzen könne; müsse man doch bei dieser Ausführung über Verstrebungen steigen, um sich hinzusetzen. Michael Renk bat darum, bei den Asphaltierungsarbeiten in der Lehestener Straße seine Wünsche und Vorstellungen zu berücksichtigen. Christian Böhnlein appellierte an den Gemeinderat, beim Thema Winterdienst eine zuverlässige und funktionale Lösung zu finden. Zuvor hatte der Bürgermeister erläutert, dass die aktuelle Praxis einer unentgeltlichen Räumung der Tschirner Gehwege durch den Bauhof rechtswidrig sei. Hier gibt es zwei Möglichkeiten - entweder der Winterdienst wird, wie es das Gesetzt vorsieht, auf die Bürger abgewälzt oder er verbleibt unter Kommunalregie, dann allerdings gegen Kostenersatz. Der Gemeinderat muss diesbezüglich eine Entscheidung herbeiführen.