
von Heike Schülein
Mit Sorge blickt der Teuschnitzer Stadtrat auf den diesjährigen Haushalt. Die finanzielle Lage ist weiterhin kritisch. Sparen ist angesagt.
Explodierende Kosten, gestiegene Umlagen und hohe ausstehende Zuschüsse, die vorfinanziert werden müssen – Bei der Aufstellung des Haushalts 2025 für die Stadt Teuschnitz spiegeln sich die bereits in der Vergangenheit schon anvisierten Probleme in voller Wucht wider. Der Ausgleich des Verwaltungshaushalts wird nicht erreicht; die notwendige Zuführung zum Vermögenshaushalt nicht erwirtschaftet. Laufende Maßnahmen müssen mit Darlehen finanziert werden.
„Wie bereits 2024 absehbar war, hat sich die finanzielle Lage weiterhin zugespitzt. Die laufenden Ausgaben haben sich trotz der Einsparbemühungen weiter erhöht, die Einnahmenprognose des Landesamts für Statistik wurde aber reduziert“, sprach Kämmerin Sabine Suffa bei der Stadtrats-Sitzung am Montagabend Tacheles. Die stagnierende wirtschaftliche Lage habe zusätzlich negativen Einfluss auf den Haushalt. Die in 2025 geplanten Investitionen betreffen weiterhin die Abarbeitung bereits begonnener Projekte und mit dem Kanal in der Ortsdurchfahrt Haßlach eine unabdingbar notwendige Maßnahme.
Das Volumen des Haushalts 2025 hat sich gegenüber dem Vorjahr um rund 530.000 Euro verringert. Vom Gesamtansatz in Höhe von knapp 10,5 Mio. Euro entfallen 4,7 Mio. Euro auf den Verwaltungshaushalt sowie 5,8 Mio. Euro auf den Vermögenshaushalt. Der Haushaltsplan ist genehmigungspflichtig, da eine Kreditaufnahme von gut 1,9 Mio. Euro vorgesehen ist. Allerdings ist der Haushalt nicht genehmigungsfähig und muss somit von der Rechtsaufsicht abgelehnt werden, weshalb sich die Stadt weiterhin in einer haushaltslosen Zeit befindet. Verpflichtungsermächtigungen im Vermögenshaushalt werden nicht festgesetzt. Die Hebesätze wurden für die Gewerbesteuer auf 350 % festgelegt. Bei der Grundsteuer liegen noch immer nicht alle Messbescheide vor.
Die Kassenkredite sollen aufgrund der Vorfinanzierung von Investitionen auf 6 Mio. Euro festgesetzt werden. Der Verwaltungshaushalt muss durch eine Zuführung vom Vermögenhaushalt von 537.700 Euro ausgeglichen werden. Die Mindestzuführung von 461.300 Euro wird nicht erreicht. Zu einer geregelten Haushaltsführung fehlen der Stadt fast 1 Mio. Euro.
Das Investitions-Volumen im Vermögenshaushalt beträgt knapp 4,5 Mio. Euro. Die größten Maßnahmen stellen der Kanalbau in Haßlach (1,6 Mio. Euro), der Breitbandausbau GigabitRL (566.000 Euro), das neue TLF 3000 für die Feuerwehr (385.000 Euro), die Freianlagen für die Schaubrauerei (360.000 Euro), das Kommunale Städtebauförderprogramm (350.000 Euro), der Bau der Kinderkrippe Teuschnitz (200.000 Euro), die Ausstattung der Tourist-Info (155.000 Euro) sowie die Evaluation Stadtumbau und das Arnikazentrum Schwarzes Kreuz (jeweils 100.000 Euro) dar. Der Eigenanteil der Stadt liegt bei knapp 990.000 Euro. Der Schuldenstand steigt Ende 2025 auf knapp 10,8 Mio. Euro, einhergehend mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von knapp 5.820 Euro. Die Rücklagen liegen bei knapp 1.300 Euro. Das Volumen im Verwaltungshaushalt wird sich in den nächsten Jahren bei circa 4,5 Mio. Euro einpendeln.
„Die Stadt muss dringend neue Einnahmequellen finden, um ihre dauerhafte Leistungsfähigkeit zu gewährleisten“, appellierte die Kämmerin. Solange die finanzielle Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben sei, könne man keine neuen Investitionen beginnen. Angefangene Maßnahmen müssen abfinanziert werden. Erfreulich seien die etwas höheren Gewerbesteuer-Einnahmen.
Das Gremium zeigte sich betroffen von der Situation. Die Großmaßnahmen im investiven Bereich wurden jedoch quer durch die Bank als richtig empfunden, da diese maßgeblich zur Lebensqualität der Bevölkerung beitrügen. Nicht zuletzt habe man durch das Generieren von erheblichen Zuschüssen immensen Mehrwert schaffen können. Mit den laufenden Projekten im Bereich Erneuerbare Energien gehe man auch hinsichtlich der Einnahmen neue Wege.
„Wir können stolz sein, was wir erreicht haben und was bei uns vorangeht“, erklärte Zweite Bürgermeisterin Karin Bayer (SPD), die die Stadtrats-Sitzung leitete. Mit den Kostenexplosionen auf dem Bausektor aus den bekannten Gründen habe niemand im Vorfeld rechnen können. Alle Maßnahmen seien, so Hedwig Schnappauf (FL), Investitionen in die Zukunft der Stadt und ihrer Bevölkerung,
Der Stellen- und Haushalts-Plan 2025 wurden ebenso genehmigt wie der Finanzplan für 2024 bis 2028. Grünes Licht gab es auch für die Darlehensaufnahme zum Ausgleich der Jahresrechnung 2024 in Höhe von 2.395.000 Euro.
Dem Bauvorhaben der Deutschen Funkturm GmbH auf Errichtung eines Mobilfunkmastes in Wickendorf wurde das gemeindliche Einvernehmen erteilt. Der Mast mit einer Höhe von circa 57 Metern soll eine Versorgungslücke im Kremnitztal schließen.
Bekanntgaben: Bei den letzten nicht öffentlichen Sitzungen wurden insbesondere Aufträge für die Schaubrauerei vergeben. Die Schreinerarbeiten - Fenster und Außentüren - ergingen an die Schreinerei Volker Riedel aus Westhausen (20.708,98 Euro), drei Nachtragsangebote für Abbruch-Rohbauarbeiten jeweils an die Fa. Dechant Hoch- und Ingenieurbau (13.274,95 Euro, 4.833,78 Euro und 14.230,25 Euro) sowie der Partyfass- und Flaschenabfüller an die Fa. Heinrich Leicht aus Bamberg (12.570 Euro). Die Fa. ecovent aus Lübbecke wurde mit der Anschaffung und Installation von vier mitfahrenden, druckluftbetätigten Abgasabsauganlagen für das Feuerwehrhaus zum Komplettpreis von 29.579,67 Euro beauftragt. Der Architekt Oliver See erhielt den Auftrag für die Umsetzung des Brandschutzkonzepts und der Nutzungsänderung der Schule und der Arnika-Akademie zum Angebotspreis von 16.500 Euro netto. Zudem verkaufte die Stadt das ehemalige Schulhaus in Rappoltengrün an Jürgen Friedrich aus Fischbach zum Preis von 9.000 Euro sowie ein Grundstück in der Gemarkung Teuschnitz an Jochen Solbrig und Carmen Grüdl aus Ludwigsstadt für 46.475 Euro. Ein gesetzliches Vorkaufsrecht für ein Anwesen in Teuschnitz wurde nicht ausgeübt.
Informationen: Am Sitzungstag hatte Bürgermeister Frank Jakob (FW) namens der Stadt Teuschnitz die Kooperationsvereinbarung „Kompetenzcenter Pflege“ unterzeichnet. Ziel des Gemeinschaftsprojekts ist eine Verbesserung der Pflegequalität, die Gewinnung von Fachkräften und die Unterstützung von pflegebedürftigen Menschen sowie deren Angehörigen. Die Kanalbauarbeiten in Haßlach bei Teuschnitz laufen nach Plan. Bis Ende Oktober ist der Bauabschnitt I, also bis oberhalb der Bushaltestelle, abgeschlossen. Im jetzt folgenden BA II sollen zwei Bautrupps arbeiten. Die Stadt möchte ihren Caddy verkaufen, wobei mindestens ein Verkaufspreis von 8.000 Euro erreicht werden soll. Einladung erging zur 100-Jahr-Feier des BRK Teuschnitz am 11.10.2025. Die nächste Stadtrat-Sitzung findet am 24.11.2025 um 18 Uhr statt, mit der Vorstellung der Planungen „Urbaner Waldgarten“ durch das Büro Droll-Lauenstein aus Coburg.
Anfragen aus dem Gremium: Im Zusammenhang mit den Kanalbauarbeiten in Haßlach prangerte Martin Ströhlein (FW) Riesenlöcher in der Umleitungsstrecke in Richtung Ludwigsstadt an, die man vor dem Winter verfüllen sollte. Hedwig Schnappauf (FL) fragte, wann die Turnhalle wieder über den Haupteingang betreten werden könne, nachdem dies aktuell nach wie vor nur über den Nebeneingang möglich ist. Laut Markus Hofmann (parteilos) gebe es im Teich in Wickendorf ein großes Algenproblem. Er bat, wie bereits in Teuschnitz so gehandhabt, einen externen Fachmann zu Rate zu ziehen. Man wird sich jeweils kümmern. Oliver See (FW) gab den Wunsch weiter, an den Feuerwehrhäusern in allen Ortsteilen einen Defibrillator anzubringen. Hier will man sich um Spenden bemühen. Stefan Srocka (parteilos) fragte nach der Handhabung des neuen Parkplatzes in der Weidenstraße - sprich, ob hier kostenfrei geparkt werden könne. Hierüber wird man im Stadtrat beratschlagen. Karin Bayer (SPD) regte - aufgrund der neuen nächtlichen Schließzeiten - einen neuen Standort für den bislang in der Sparkasse angebrachten Defibrillator an.
Landschaftpflegemaßnahmen werden abgespeckt
Eingangs der Sitzung gab die Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbands (LPV), Christine Neubauer, einen Einblick in aktuelle Landschaftspflegemaßnahmen in Teuschnitz.
Bereit in der April-Sitzung hatte der Stadtrat die Maßnahmenliste für dieses Jahr bewilligt, darunter die Beweidung mit Rindern, eine neue Fläche im Dobertal, die Entnahme von Lupinen, Spierstrauch und Jakobskreuzkraut, Stockrodung/Forstmulchen, Heckenpflanzung, Wiesenmahd sowie die Anlage von Tümpeln und Feuchtgebieten. Bei der - bereits damals unwahrscheinlichen - Realisierung aller Maßnahmen hätten sich die Kosten auf über 66.000 Euro mit einen Eigenanteil der Stadt Teuschnitz von knapp 4.600 Euro zuzüglich einer Verwaltungskosten-Pauschale von 3.308 Euro belaufen.
„Leider können nicht alle Vorhaben umgesetzt werden“, bedauerte die Geschäftsführerin. Bereits im Dezember 2024 hatte das zuständige Ministerium durch Haushaltseinschränkung geplante Landschafpflegemaßnahmen gestoppt. Daher habe man verschiedene Umstellungen vornehmen und Vorhaben zurücknehmen müssen. Zurzeit könne man nur Maßnahmen finanzieren, die sich jährlich wiederholen - also, in die schon viel Geld investiert wurde. Gestrichen beziehungsweise zurückgestellt wurden unter anderem Neueinrichtungen wie die Anlage von Tümpeln, eine kleinere Maßnahme zur Jakobskreuzkraut-Entnahme sowie eine Stockrodung bzw. Forstmulchen. Zudem wurde im Bereich Wiesenmahd eine Fläche herausgenommen, da der Landwirt bereit war, in das Vertragsnaturschutzprogramm zu wechseln.
Für 2025 wurden Landschaftspflegemaßnahmen im Umfang von circa 47.000 Euro bewilligt. Dies umfasst eine Heckenpflanzung, eine extensive Beweidung, Wiesenmahd von Biotopen, Forstmulchen zur Wiesenanlage und Maßnahmen zur Zurückdrängung von invasiven Arten - sprich Lupine, Jakobskreuzkraut und Spierstrauch. „Die Wiesen-Biotope sind unser großes Plus an Biotopen im Frankenwald“, bekundete die Geschäftsführerin. In diesem Zusammenhang richte man Dauerbeobachtungsflächen ein und führe man verschiedene Maßnahmen-Kombinationen durch, allen voran - als klassische Bekämpfungsmaßnahme - das Ausstechen von Lupinen und Co. Einen Schwerpunkt bildet die Teuschnitz-Aue, aber auch andere Holunderkraut-Standorte zum Beispiel in der Nähe vom Kreisel.
Für das erste Halbjahr 2026 werden im Gemeindegebiet Teuschnitz Maßnahmen im Umfang von 25.000 € beantragt. Dabei handelt es sich um die in 2025 nicht genehmigten Maßnahmen Tümpelanlage (Fadenmolch-Lebensraum) und Forstmulchen (Vernetzung von Bergmähwiesen durch neue Wiesen, die nach dem Forstmulchen mit autochthonen Wiesendrusch angesät werden) sowie die jährlich stattfindende Maßnahme zur Zurückdrängung von invasiven Arten (Lupine, Jakobskreuzkraut und Spierstrauch) „Schutz artenreiches Grünland“. Über Ausgleichs- und Ersatzgelder werden zwei weitere Rodungsflächen, die schon Ende 2024 gemulcht wurden, mit Wiesendrusch angesät. Für das erste Halbjahr 2026 wurden für den ganzen Landkreis Kronach Fördermittel in Höhe von circa 130.000 Euro bewilligt.
3. Bürgermeisterin Susanne Daum (MiM) erkundigte sich nach der Rinder-Beweidung vom Hang in Rappoltengrün in diesem Jahr. Dies sicherte die Geschäftsführerin zu.