von Heike Schülein
Für die geplanten Windanlagen nördlich von Reichenbach gibt es von der Bevölkerung breite Zustimmung. Nun geht es in das Beteiligungsverfahren.
789 Ja-Stimmen, 341 Nein-Stimmen – Das ist das Gesamtergebnis der Bürgerbefragung in der Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz. Damit sprechen sich 70 Prozent für die Errichtung der geplanten Windanlagen nördlich von Reichenbach aus, 30 Prozent dagegen. In den optisch am meisten beeinträchtigten Orten, Reichenbach und Haßlach, ergibt sich insgesamt eine Zustimmung von 54 Prozent und eine Ablehnung von 46 Prozent. Lediglich in Haßlach war die Mehrheit dagegen. Hier wurde das Vorhaben mit 59 Prozent abgelehnt, während 41 Prozent den Bau befürworteten. Insgesamt gab es 1.130 Rückläufe bei versandten 2.696 Fragebögen. Dies entspricht einer Beteiligung von 42 Prozent.
„Die optische Beeinträchtigung ist nicht von der Hand zu weisen“, zeigte Bürgermeister Frank Jakob (FW) Verständnis für die Entscheidung der Haßlacher. Über das Thema war zuletzt in der gemeinsamen Info-Veranstaltung am 2. Dezember in der Turnhalle Reichenbach informiert worden. Rund 150 interessierte Bürger konnten dabei offene Fragen an die Bürgermeister der drei Gemeinden Teuschnitz, Reichenbach und Tschirn, die Windkümmerin und den Bürgermeister Patrick Meyer aus Hummelthal bei Bayreuth, der eigene Windanlagen mit zwei weiteren Gemeinden seit über zehn Jahren betreibt, richten. Im Anschluss folgte eine Bürgerbefragung, dessen Ergebnis der Bürgermeister nun in der Stadtrats-Sitzung vom Mittwochabend vorstellte.
„Wir sind gehalten, bis zum 15. Januar 2025 eine endgültige Meldung an den Regionalen Planungsverband zu geben“, erklärte er, nachdem der Gemeinderat Reichenbach bereits beschlossen habe, dass die vorgeschlagenen Flächen in das Beteiligungsverfahren gehen sollen. Dort werden dann alle Belange im Detail geprüft und letztlich entschieden, ob aus den Potentialflächen tatsächlich ein Vorranggebiet werden kann. Im Beteiligungsverfahren können Potentialflächen bei Bedarf auch noch abgeändert werden. Auch vom Planungsverband wurde mehrfach angesprochen, Flächen nicht von vorneherein herauszunehmen, sondern eine detaillierte Betrachtung im Beteiligungsverfahren durchzuführen. „Die Fläche oberhalb der Straße Richtung Thüringen könnte und würde Reichenbach auch eigenständig melden“, bekundete er, dass er dies - in Verantwortung seiner Funktion als VG-Vorsitzender - der Gemeinde auch anraten und unterstützen müsste und dies auch würde. Nach Abwägung aller vorliegenden Fakten schlug er vor, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen und in das Beteiligungsverfahren zu gehen. Dort werde sich bei Betrachtung aller fachlichen und sachlichen Belange herauskristallisieren, was möglich ist und was nicht.
Hierfür gab es im Gremium breite Zustimmung aus eigener Überzeugung, als auch um dem Bürgerwillen Rechnung zu tragen, wobei die relativ schwache Beteiligung an der Umfrage bedauert wurde. 3. Bürgermeisterin Susanne Daum (MiM) sah den Bedarf und die Notwendigkeit, störte sich aber kolossal an der immer stärker aufkommenden „Goldgräberstimmung“. Sie persönlich glaube, dass der Anteil für die VG nur Peanuts seien im Vergleich zu dem, was andere abschöpften. 2. Bürgermeisterin Karin Bayer (SPD) sprach von einer großen Verantwortung – sowohl hinsichtlich der Umstellung auf regenerative Energien aufgrund des Klimawandels als auch mit Blick auf folgende Generationen. Einen großen Vorteil sah sie in der dezentralen Stromversorgung für mehr Sicherheit. Lukas Neubauer (CSU/FWG) erachtete den Weg vom Grunde her richtig. Allerdings tue er sich schwer mit einer Befragung aller VG-Bürger, von denen die meisten ja nur Vorteile hätten. In Haßlach, den es wieder am meisten betreffe, sei das Votum anders. Als Kompromiss regte er an, einen bestimmten Prozentsatz der Gemeinwohlabgabe gezielt in den Ort fließen zu lassen, nachdem dieser ja auch die meisten Beeinträchtigung zu tragen habe. „Die neuen Windräder werden dreimal so hoch wie die in Lauenhain. Wir werden alle erschrecken, wenn wir das erste große Windrad bei uns oder am Rennsteig sehen werden“, zeigte er sich sicher.
Auch von den Zuhörern gab es kritische Stimmen. Angesprochen wurde zum Beispiel der Fremdenverkehr, nachdem in Tourismusregionen wie Oberbayern oder Schwaben vermeintlich kaum Windräder zu finden seien. Kritisch hinterfragt wurde auch, dass die Befragung nicht anonym stattfand, was vielleicht einige in ihrer Entscheidung beeinflusst habe bzw. sie sich deswegen nicht daran beteiligten. Man könne gerade hinsichtlich des Landschaftsbilds in Sachen Windkraft durchaus verschiedener Meinung sein, bekräftigte der Bürgermeister, dass dies völlig legitim sei. Die Fragebögen werden unter Aufsicht des Datenschutzbeauftragten des Landkreises vernichtet.
Der Beschluss, in das Beteiligungsverfahren zu gehen, erfolgte bei einer Gegenstimme von Martin Ströhlein (FW), der - wie er verdeutlichte - den Wählerwillen der Haßlacher vertrete. Der Bürgermeister sicherte zu, sich zu bemühen, im Zuge der Vertragsverhandlungen insbesondere für die Orte Reichenbach und Haßlach das Bestmögliche zu erreichen. Das Beteiligungsverfahren soll im Frühjahr 2025 begonnen und zum Jahresende abgeschlossen werden.
Weitere Tagesordnungspunkte
Der Stadtrat genehmigte den Überlassungs- und Nutzungsvertrag mit der Stiftung Kinderförderung von Playmobil. Der Kindergarten in Wickendorf hatte bei einem Wettbewerb von Playmobil ein großes Schiff im Wert von rund 100.000 Euro gewonnen. Das Schiff wird hinten am Spielgarten des Kindergartens platziert. Ein Teil dieses Grundstücks gehört der Stadt, weswegen diese den Vertrag für eine Verbriefung beim Notar genehmigen musste. Das Schiff soll ab April aufgebaut werden, dann soll es auch eine symbolische Schiffstaufe geben.
Eingangs der Sitzung zeigte sich der Bürgermeister voller Vorfreude auf das neue Jahr mit vielen anstehenden, laufenden sowie abzuschließenden Projekten. Leider werde sich aufgrund der angespannten Haushaltssituation sehr viel auf den Pflichtaufgabenbereich beschränken müssen.
Informationen: Die Kinderkrippe Teuschnitz hat am Dienstag ihren Betrieb in den neuen Räumlichkeiten aufgenommen. Im Frühjahr wird mit den Arbeiten an der Außenanlage begonnen. Erfreulicherweise hat das Amt für Ländliche Entwicklung Bamberg nun offiziell die einfache Dorferneuerung für Haßlach eingeleitet. In diesem Rahmen sollen unter Bauträgerschaft der Stadt Teuschnitz die Neugestaltung der Ortsmitte und der Abbruch des Anwesens Thüringer Straße 21 mit Neugestaltung der Freifläche gefördert werden. Zudem wird vom ALE die Förderung von privaten Maßnahmen im festgesetzten Gebiet zugelassen.
Bekanntgaben: Für die Schaubrauerei „Schwarzes Kreuz“ wurden die Fa. Sell GmbH aus Kulmbach mit der Planung Heizung/Sanitär (3.570 Euro) und die Fa. Feuerpfeil aus Ludwigsstadt mit der Elektroplanung (Stundensatz 82,70 Euro) ebenso beauftragt wie das Nachtragsangebot der Fa. Dechant aus Weismain für den Abbruch von bewehrten Stahlbetonteilen im Bereich der Gründung des ehemaligen Bestandsgebäudes (3.771,73 Euro). Für den Kindergarten Wickendorf ergingen die Aufträge für zwei Nachträge an die Fa. Sell aus Kronach: zum einen in Höhe von 18.982,65 Euro für die brandschutztechnische Ertüchtigung der haustechnischen Installationen im Kellergeschoss mit Material und Arbeitszeit nach Aufwand sowie zum anderen in Höhe von 1.102,77 Euro für die Anpassung von Heizkörpergrößen an die baulichen Gegebenheiten.
Bekanntgaben aus nichtöffentlichen Sitzungen: Die Stadt verkauft Harald Bauer ein Grundstück in Wickendorf zum Preis von 365 Euro. Ein weiteres städtisches Grundstück in Wickendorf wurde mit verschiedenen Grundstücken zum Wert von 457,50 Euro getauscht. Zudem kaufte die Stadt von Stefan Martin ein Grundstück in Wickendorf für 692,50 Euro. Die Fa. Eichhorn aus Ludwigsstadt erhielt den Auftrag für die Außenanlagen und Pflasterarbeiten beim Projekt Weidenstraße 31 zum Angebotspreis von 66.854,38 Euro.
Termine: Einladungen ergingen zu den Jahreshauptversammlungen der Freiwilligen Feuerwehr Teuschnitz am 12. Januar sowie in Wickendorf am 19. Januar, jeweils um 13.30 Uhr. Zudem findet am Montag, 20. Januar ab 19 Uhr ein Wirtshaus-Singen im „Gasthaus Schwarzes“ Kreuz statt, wozu die gesamte Bevölkerung herzlich eingeladen ist.